Prag ist eine Stadt, in der ich niemals zu Hause war und in der ich in jedem Augenblick zu Hause sein kann. Man braucht in Prag nicht „verwurzelt“ zu sein. Es ist eine Heimat für Heimatlose. Sie hat keine Sentimentalität. (Joseph Roth)
In Prag kann man sich absolut wohlfühlen. Warum? Das könnt ihr hier nachlesen.
Warum Prag?
Nach den Klassenfahrten hatte mich die Reiselust gepackt, doch erst einmal mussten die Träume bleiben, denn als armer Student gab das wenige Bafög einfach keine Reisen her. Doch dann kam der September 2014 und meine Abenteuer konnten beginnen. Die Deutsche Bahn ist Schuld. Man konnte bei der Bahn an einem Eurospezial Gewinnspiel teilnehmen und musste 3 Fragen beantworten. Ein paar Wochen später fand ich in meinem E-Mail Postfach einen 15 Euro Gutschein für das Europa Spezial. Die Bahnwebsite lud zum rumprobieren ein. Wo sollte es hingehen. Irgendwann hatte ich einen super Preis für Prag gefunden, Samstag früh am Morgen hin, Sonntag Abend zurück. Schnell noch aus Scherz die Hostelpreise gecheckt… und dann kam das „warum nicht“. Ich hatte Zeit, ich hatte Geld, Prag sah auf den Bildern die man so im Internet findet toll aus. Es gab keinen Grund es nicht zu tun, also fuhr ich zum ersten Mal nur in Begleitung meiner Quietscheenten ins Ausland.
Erste Schwierigkeiten vor Ort
Je näher wir der deutschen Grenze kamen, desto nervöser wurde ich. Irgendwann kurz nach Dresden war es soweit. Das tschechische Netz meldete sich. Am Prager Hauptbahnhof angekommen, suchte ich nur noch den Weg nach draußen. Ich brauchte Geld und die gelbe Metrolinie. Ich entdecke ein Schild mit einer Bahn und folgte diesem. Doch alles was ich fand war die Straßenbahn, einen Ticketautomaten der kein Euro nahm und eine dubiose Wechselstube. Notgedrungen wechselte ich dort zu einem schlechten Kurs. Doch der Fahrkartenautomat nahm nur Münzen und ich hatte nicht genug davon. Was nun? Irgendwo musste diese blöde Metro doch stecken. Ich lief zurück zum Bahnhof und wurde nach einer Suche endlich fündig. Der Zugang zur Metro ist direkt im Hauptbahnhof und direkt davor ist ein Fahrkartenschalter… Ausgerüstet mit einem Tagesticket ging es nun endlich in den Untergrund. Mit der gelben Linie fuhr ich zum „Mustek“ und fand auf Anhieb den richtigen Aufgang. Eigentlich hatte ich ein Zimmer im „Prague Square Hostel“ gebucht, doch dort sagte man mir, dass es leider einen Wasserrohrbruch gegeben hatte, so dass ich ins Partnerhotel „Tyn“ umquartiert wurde. Dies war jedoch relativ schnell gefunden und lag genauso zentral. Über das Hostel erzähl ich euch am Ende mehr. Ich habe nur kurz meine Sachen im Spind verstaut und das Wlan genutzt. um zu sagen, dass ich gut angekommen bin. Dann konnte es endlich losgehen.
Die Astronomische Uhr
Maulwürfe, überall Maulwürfe
Direkt vor der Tür hatte ich die Prager Altstadt mit der tollen Tyn Kirche und der Astronomischen Uhr. Warum sooo viele Touris mit ihren Selfiesticks und Kameras vor der Uhr warteten, sollte sich erst ein Jahr später klären. Aber beeindruckend fand ich die Uhr trotzdem. Nach ein paar obligatorischen Fotos lief ich weiter, denn mein eigentliches Ziel war die berühmte Karlsbrücke. Auf dem Weg dorthin begegnete mir überall mein kleiner Freund Pauli – der kleine Maulwurf. Auf T-Shirts, als Plüschfigur oder Spielzeug – Pauli saß an jeder Ecke. Ich hätte alles mitnehmen können. #Maulwurfliebe 😀
Auf der Karlsbrücke war es ziemlich voll. Neben den ganzen Touristen standen auch viele Maler und Händler herum. Auch einige Bettler versuchten ihr Glück neben den Selfie verrückten Leuten. Der Ausblick über die Moldau und hoch zur Prager Burg war toll. Dorrt hätte ich stundenlang stehen können. Am Ende der Brücke nahm ich rechts einen kleinen Abzweig und landete unerwartet in einem tollen Park mit riesigen Kastanienbäumen. Dem sogenannten Kampa Park. Dort legte ich eine kurze Pause ein, der Tag war schließlich noch lang.
Blick von der Karlsbrücke auf die Moldau
Eigentlich wollte ich anschließend nach dem erneuten überqueren der Brücke wieder zum Old Town Square, aber da hatte ich wohl eine falsche Abzweigung genommen und landete in der Shoppingmeile. Dort standen einige kleine Häuschen, ähnlich wie auf dem Weihnachtsmarkt, mit Essen, Spielzeug und vielen anderen Sachen. Doch noch nirgends hatte ich Postkarten entdeckt. Dabei wollte ich doch so viele schreiben 🙁 Ich erinnerte mich, dass am Bahnhof ein Buchladen war und da ich eh mit einem Tagesticket ausgestattet war, führte mich der nächste Weg erneut mit der U-Bahn dorthin. Der Laden hatte auch unglaublich süße Maulwurfbücher, aber die konnte doch keiner lesen 🙁 Stattdessen entdeckte ich das Maulwurf Geschenkpapier und sofort war klar, dass ich vor der Abfahrt unbedingt welches kaufen musste.
Veitsdom auf der Burg
Die Prager Burg
Perfekt ausgerüstet mit Postkarten und Kuli, machte ich mich nun auf den Weg zur Prager Burg. Ich war ziemlich unsicher, ob man dafür nun Eintritt bezahlen musste oder nicht und Google hatte leider keine vielversprechenden Ergebnisse ausgespuckt. Auf dem Weg dorthin musste ich von der gelben in die rote Linie umsteigen und hoffte mit Hilfe des Stadtplans, dass ich auf dem richtigen Weg war. An der Haltestelle Hradcanska stieg ich aus und lief über die Straße. Doch wo lang ging es nun zur Burg? Ein Hinweisschild wäre nett gewesen. Eine hilfsbereite Frau sprach mich an, doch ich verstand kein Wort. Mit Händen, Füßen, dem Stadtplan und den Wörtern Castle und Hrad verständigten wir uns, dass ich auf der falschen Straßenseite war. Die Burg? Einmal in die andere Richtung bitte. Ich lief und lief also und konnte irgendwann die St. Vitus Kathedrale (auf Deutsch auch Veitsdom) – die auf dem Burggelände steht, sehen. Ich empfehle allen Leuten auf jeden Fall lieber die Straßenbahn als die Metro zu nehmen, der Weg ist definitiv kürzer. Kurz darauf löste sich auch das vorherige Rätsel, auch wenn ich mich im ersten Moment etwas schlecht fühlte, niemand verlangte eine Eintrittskarte oder Geld von mir. Das Grundgelände der Burg kann man kostenlos erkunden. Will man zum Beispiel in den Dom, dann muss man eine Eintrittskarte kaufen. Doch davon kann ich euch erst im nächsten Pragbericht erzählen. Diesmal erkundete ich die Burg einfach nur so. Der Dom erinnerte ein wenig an den Kölner Dom, zumindest der eine Teil. Ein wirklich imposantes Bauwerk.
Die Prager Burg
Nachdem ich den Ausblick über die Stadt genossen hatte, nahm ich die Treppen hinab und legte im Klarov Park eine erneute Pause ein. Direkt neben dem geflügelten böhmischem Löwen, der an die tschechischen Piloten im II. Weltkrieg erinnern soll, schrieb ich meine Postkarten. Die strahlende Herbstsonne wärmte mich. Das Wetter hätte wirklich nicht besser sein können, doch die Füße schmerzten jetzt schon langsam.
Doch aufgeben kam nicht in Frage, irgendwann schleppte ich mich weiter, über eine der anderen Brücken und setzte mich an die Moldau, um den Sonnenuntergang zu genießen. Anschließend kehrte ich noch einmal kurz zum Hostel zurück. Auf dem Weg dorthin entdeckte ich einen kleinen Supermarkt und damit meine Liebe für Sommersby. Ein Jahr später hat der Biermix es auch in deutsche Läden geschafft 🙂 Aber das konnte damals ja noch keiner ahnen, deshalb mussten einige Dosen in die Reisetasche wandern. Auf der Suche nach einer Post enterte ich erneut die Shoppingstraße, an deren Ende der Pulverturm und die Oper bei Nacht auf mich warteten. Kurz darauf fand ich die Post und war sehr enttäuscht, statt toller Briefmarken bekamen die Karten nur einen roten Stempel, zum Glück kamen sie trotzdem an. Der letzte Weg an diesem Tag führte mich zwei Straßenbahnstationen weiter, nochmals in die Nähe der Karlsbrücke, da ich diese unbedingt bei Nacht fotografieren wollte. Leider sind die Bilder alle nicht so toll geworden, deshalb gibt es keins zu sehen 🙁 Erschöpft fiel ich nach dem ersten Tag ins Bett.
Tag 2 zu Besuch bei John Lennon
Der nächste Morgen führte mich erneut zur Karlsbrücke. Leichte Nebelschwaden lagen noch über der Stadt, doch die Sonne kämpfte sich tapfer hindurch. Um zur Lennon Wall zu kommen, musste man eine Abzweigung eher wieder Richtung Moldau laufen, als ich es am Vortag getan hatte und im Kampa Park gelandet war. Zahlreiche Asiatische Touristen standen vor der bunt bemalten Mauer und machten Selfies. Es dauerte ein paar Minuten bis sie endlich weiter zogen und ich ordentliche Fotos machen konnte.
In der Nähe der Karlsbrücke waren viele Wechselstuben, doch der Kurs dort, war wie am ersten Tag unterirdisch, ich entschied mich dazu weiter zu suchen. In der Nähe des Platzes mit den Weihnachtsmarkthütten hatte ich Glück und habe den Umtausch fast zum offiziellen Kurs bekommen. Es wurde endlich Zeit fürs Frühstück ich entschied mich für Bubbletea und Trdelnik (schmeckt ähnlich wie Baumstritzel). Bubbletea hatte ich noch nie vorher getrunken und fand Mango klang lecker. Letztlich waren das spannendste daran die Bläschen, der Rest schmeckte nach Wasser mit Geschmack. Na gut… einmal und nie wieder.
Als Fußballfan zog es mich anschließend zu den Stadien der Stadt. Zwei Stück hatte ich vorher ausfindig gemacht. Mit dem Bus führ ich gemütlich die Hügel hinauf zum Strahov Stadion. Früher war es das größte Stadion der Welt mit ca 250.000 Plätzen. Doch wie man sehen kann, ist das Stadion extrem baufällig und wird nur noch von Sparta Prag als Trainingsstätte genutzt. Gern hätte ich mir den schlafenden Riesen auch von Innen angesehen, aber die Zäune waren alle dicht und drinnen trainierten ein paar Jungs. Also fuhr ich mit dem nächsten Bus zurück zum tanzenden Haus. Bereits bei der Fahrt über die Brücke bemerkte ich die Boote und wollte wissen, was da denn los war. Unzählige Kanus und einige mutige Stand-UP Paddler stürzten sich die Moldau hinab. Ab und an kenterte ein Boot, das Spektakel war faszinierend mit anzusehen, wie die Leute versuchten den kleinen Abhang zu bewältigen, ohne aus dem Boot zu fliegen.
Doch irgendwann war es Zeit weiter zu gehen. Die Generali Arena wartete auf mich und die Straßenbahn brachte mich direkt vor ihre Tore. Wer hätte ahnen können, dass wir uns fast ein Jahr später nochmal wiedersehen würden…
Andere Länder, andere Bahnhöfe
Dann wurde es leider schon Zeit zum Bahnhof zu fahren und dort die letzte Stunde totzuschlagen. Nochmals zog mich der tolle Buchladen an, immerhin musste das Geschenkpapier mit. Seit dem gibt es von mir Geburtstagsgeschenke mit Maulwurf drauf 😀 Vor der riesigen Anzeigetafel im Bahnhof stauten sich die Menschenmassen. Die Züge standen dran, aber alle warteten auf das Gleis. Sobald dies endlich angezeigt wurde, stürmten die Leute los. Erst eine Viertelstunde vor Abfahrt stand unser Gleis endlich fest. Also auf zum Zug. Doch dort wartete das nächste Problem, das Ding war super lang. Draußen stand dran, wohin welcher Zugteil fahren sollte. Ich fand „Erfurt“ klang nach Richtung Heimat. Aber weit gefehlt, zum Glück hatte ich nochmal nachgefragt, denn ich musste in Zugteil Leipzig. Welch ein Chaos zum Abschied und trotzdem waren es zwei tolle intensive Tage und ich habe die Entscheidung zu fahren nie bereut.
Danke an alle, die bis zum Ende durchgehalten haben, wen es interessiert hier noch die Infos über das Hostel. Wer Fragen hat, immer her damit.
Hier noch Schmelles & Mats Impressionen aus Prag:
Das Hostel
Wie oben beschrieben wurde ich in das Tyn Hostel umquartiert. Die Lage ist wirklich gut, direkt am Altstadtring und sehr ruhig im Hinterhaus. Die Mitarbeiter dort waren freundlich und hilfsbereit. Ich war in einem Sechsbettzimmer untergebracht, jedes Bett hat seine eigene Steckdose, das ist mir immer sehr wichtig. Es stand für jedes Bett ein Spind im Raum. Wie in vielen Hostels war es mit dem Bad etwas blöd, das befand sich vor der Tür und war ständig besetzt. Ich weiß nicht genau für wie viele Zimmer es war, 4 vielleicht!? Wenn unser Bad besetzt war, hab ich einfach das eine Etage weiter probiert und da ich im Gegensatz zu den meisten Touris nicht erst mitten in der Nacht wieder da war, konnte ich entspannt duschen… Für eine Übernachtung war es völlig ausreichend.
Hier könnt ihr euch über das Hostel informieren: Tyn
Lage: ⭐⭐⭐⭐⭐
Preis/Leistung: ⭐⭐⭐
Sauberkeit: ⭐⭐⭐
Wer einen Essenstipp möchte, muss leider auf den nächsten Pragbericht warten. 😛 Allein hab ich mich nicht in ein Restaurant getraut.
2 Kommentare
cookie
3. November 2016 um 22:44 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ein toller Bericht, hat Spaß gemacht ihn zu lesen! Aber ich bin auch auf den nächsten Bericht sehr gespannt ???? ich möchte nochmal nach Prag.. das war so cool ?
Duckling
29. Dezember 2016 um 22:50 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Danke Cookie, das freut mich 😀 Ja unser Prag Trip war auch sehr cool, der folgt… nächstes Jahr 😀 Wir müssen Katha mal mitnehmen und ihr unser tolles Restaurant zeigen ???