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Jan 12

Bilbao – der FC Augsburg im Baskenland

„Und wir stehn mit euch im Regen, es kann stürmen oder schnein, FCA du bist niemals allein <3“ Manchmal werden (Fußball-)Märchen wahr. Schon als feststand, dass meine Augsburger nächste Saison Europa League spielen würden, war das das Größte. Mit zitternden Händen hat man die Auslosung verfolgt. Sich Gruppen ausgemalt. Bitte, Nizza, oder Liverpool. Es wurden Bilbao, Alkmaar und Belgrad.

In Europa kennt uns keine Sau ❤?⚪

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Komme ich jemals in Spanien an?

Das erste Europa-League Spiel in der Vereinsgeschichte sollte bereits im September stattfinden. Auswärts in Bilbao. Und sofort stand fest: da muss ich hin. Leider hat es sich bis zum Ticketverkauf ordentlich hingezogen, so dass ich anfing zu rechnen. Größe des Stadion – 5% Gästekarten – Sollte das reichen um ein Ticket zu bekommen? Ich ging das Risiko ein und buchte Hin und Rückflug getrennt für ein bissen über 100 Euro. Am Tag des Ticketverkaufs starrte ich minütlich auf die Uhr und ich hatte tatsächlich Glück. Ganze 50 Euro würde der Spaß kosten, so viel hatte ich schon lange nicht mehr für ein Fußballticket ausgegeben. ❤?⚪

ticketMit dem Zug fuhr ich am Vortag des Spiels nach Hamburg. Ein bisschen rumlaufen an einem meiner Lieblingsorte in der Hansestadt: der Alster und dann ab zum Flughafen. Doch schon bei Security Check wollte mein Ticket nicht scannen. Ich machte mir Sorgen. Meine Tintenpatrone war nicht mehr so voll gewesen. Ob es daran lag? Es war zudem das erste Mal, dass ich einen Gabelflug buchte. In Brüssel hatte ich nur eine halbe Stunde Zeit zum umsteigen. Mit jeder Minute kam mir die Idee dümmer vor. Natürlich hatte unser Flug Verspätung. Erst eine halbe Stunde später als geplant, war das Flugzeug fertig. Als es dann endlich zum Boarding ging, gab es einige Probleme mit den Tickets, so auch bei mir. Schnell stellte sich heraus, dass alle fünf Leute die das betraf nach Bilbao wollten. Es wurde diskutiert und telefoniert. Erst sollten wir in Hamburg bleiben, in einem Hotel schlafen und am nächsten Morgen fliegen. Dann hieß es: doch in den Flieger, ihr schlaft in Brüssel. Meine Nerven. Ich schrieb einer guten Freundin, dass ich nicht nach Bilbao fliegen würde, sie soll dem Hostel bitte eine Mail schicken. Dann hieß es anschnallen, wir fliegen nach Brüssel.

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Das Guggenheim Museum

Doch schon während des Fluges kam die Durchsage, dass alle Passagiere nach Bilbao bitte zu Gate ?? sollen. Also doch? Ich war verwirrt. Trotzdem rannte ich in Brüssel durch die Halle zum angesagten Gate. Bisher kannte ich sowas nur aus Filmen. Glücklich endlich im richtigen Flieger zu sitzen, schrieb ich nochmals eine Nachricht an Cookie, sie soll dem Hostel schreiben, dass ich nun doch komme. Halleluhja. Das ganze Chaos hätte vermieden werden können, wenn man uns gleich durchgelassen und nicht erst ausgebucht hätte. Dann hätte der Flieger in Brüssel vielleicht fünf Minuten warten müssen, so war es über eine halbe Stunde.

Dementsprechend noch später als geplant, kam ich in Bilbao an. Glücklicherweise stand einer der Busse direkt am Ausgang. Ich fragte die Fahrerin, ob sie nach Bilbao fuhr. Ja. Für die halbe Stunde Fahrt zahlte ich 1,45€. Doch das Problem war, dass ich die Haltestellen nicht verstanden habe und sie nicht angezeigt wurden. Also landete ich an der Endhaltestelle: dem Busbahnhof. Laut Maps war der gar nicht so weit vom Hostel entfernt, aber natürlich lief ich falsch. Ich war müde und geschafft und ging zurück zum Busbahnhof um ein Taxi zu nehmen. Schade um das Geld, aber Nerven schonend.

Die Schlüsselkarte wartete schon auf mich. Leise machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Einem Schlafsaal mit 6 Betten. Ich hatte eins der oberen Betten, jedoch war nur eine Steckdose mit Verteiler da, direkt an der Tür. Ich fühlte mich etwas unwohl, aber mein Handy brauchte Strom. Zudem gab es nur eine dünne Wolldecke. Mir war kalt. Was für ein ? Tag.

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Tag 2: Zeit für Sightseeing

Mit dem Vorsatz: es kann nur besser werden, erwachte ich am nächsten Morgen. Jetzt erst Mal frühstücken. Dachte ich, das war schließlich inklusive. Doch es gab nur ein paar trockene Muffins, Toast und nicht schmeckenden Kakao. Ich packte noch einen Apfel und eine Orange ein und wollte losziehen. An der Rezeption fragte ich nach dem Weg zum Strand und nach einem Supermarkt.

Lidl ist überall. Auch diesmal war ein Lidl direkt um die Ecke, wo ich mich mit Wasser und etwas essbarem eindeckte. Anschließend lief ich zur Bahnstation und entschied mich für ein Tagesticket. Der Strand liegt gar nicht direkt in Bilbao, sondern im Großraum. Etwa eine halbe Stunde dauert die Fahrt bis zur Haltestelle „Bidezabal“. Von der Bahnstation läuft man etwa 5 Minuten bis man das Wasser sieht.

Zwei Jungen waren auf der Halfpipe unterwegs. Mich hingegen faszinierte das heruntergekommene Gemäuer, dass den Skatepark Algorta umschloss. Am Strand selbst war an diesem trüben, aber warmen Tag nicht viel los. So dass die Küstenwache nur mich und meine Enten im Auge behalten muss.

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Ein kurze Auszeit, doch irgendwie läd das Wetter nicht zum bleiben ein. Auf der Rückfahrt sehe ich mir die berühmte älteste Schwebefähre der Welt in Portugalete an. Die Puente de Vizcaya. Diese gehört mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe, warum kann ich nicht wirklich nachvollziehen.

Ich legte einen kurzen Zwischenstop im Hostel ein, um meine Fußballsachen zu holen und traf dabei auf eine deutsche Rentnerin, die gerade allein auf Spanientour war. Mein Respekt.

20150917_144426Der nächste Weg führte mich zum berühmten Guggenheim Museum und endlich: andere FCA Fans in Sicht. Vor dem Museum steht dieses große Blumentier namens „Puppy“, also soll es wohl ein Hund sein. Auf jeden Fall war es sehr faszinierend. Puppy sollte eigentlich nur ein Jahr überleben, doch die Bewohner der Stadt haben sich für ihn eingesetzt und so wird er jedes Jahr neu bepflanzt und gepflegt. Die Kunstausstellung im Museum selbst, hat mich nicht interessiert. Aber beim Rundgang um das Museum fiel besonders die riesige Spinne auf. Gruselig. Ein Foto davon gibt es unten bei den Enten.

Ich legte eine kurze Pause ein, um auch aus diesem „Urlaub“ ein paar Postkarten zu schicken.

Anschließend machte ich mich langsam auf den Rückweg. Es begann zu kribbeln. In einem Café nahm ich eine letzte Stärkung zu mir. Jedoch blieb ich nicht lange, ich wollte für den einen Tag Aufenthalt im Ausland kein Datenroamingpaket für 10 Euro kaufen, also blieb das Handy die ganze Zeit im Flugmodus, ich hatte Abends noch nie so viel Akku 😀 Ein Buch hatte ich nicht mit und nur Leute beobachten war doof, also auf zum Fantreffpunkt. Die Fanbusse waren auch endlich da. Der Traum kam näher. Europa League. Das größte Spiel der Vereinsgeschichte. Bald!

Immer mehr Menschen sammelten sich am Treffpunkt und gerade, als man sich so langsam auf den Weg zum Stadion machen wollte: ein Wolkenbruch. Es schüttete und wir spielten: „wie viele Augsburger passen unter einen Baum?

Doch davon ließ sich heute niemand die Laune vermiesen. Nass aber glücklich machten wir uns los. Der Fanmarsch zum Stadion startete. Es wurde gesungen, was das Zeug hält.

? „Mach‘ in der Schule blau, schmeiß‘ die Uni hin, werf‘ die Kündigung ein, nur um bei dir zu sein, Euroooopaaapoookaaal“ 

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Es war einfach nur wunderschön  ❤?⚪ Die Spanier waren beeindruckt, überall wurden die Handys gezückt, um die verrückten Deutschen zu fotografieren und zu filmen. Ziemlich durchnässt kommen wir knapp zwei Stunden vorm Spiel am Stadion an. Der Verein hat sich die Mühe gemacht Schals vor zu verteilen. Heute bekommen wir einen weißen.  Wir waren dabei. Außer den Augsburger Fans ist noch so ziemlich niemand im Stadion. Doch das störte uns nicht, alkoholfreies Bier? Egal. Trikot an und dann wurde weiter gesungen. Vielleicht kannte uns vor dem Spiel keine Sau in Europa, danach bestimmt.

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Beim Einmarsch der Mannschaften kribbelte es und dann wurde das Wunder wahr. Halil Altintop schoss uns ins Glück. 1:0!!!!!! Diese unglaubliche Freude, diese Gänsehaut, was für ein geiles Gefühl. Das erste Europa League Tor ever. Das kann uns keiner mehr nehmen.

Aber es kam, wie es kommen musste, keiner wusste genau wie und wieso, aber am Ende stand es 1:3 aus unserer Sicht. Trotzdem sangen wir selbst zu diesem Zeitpunkt lauter, als die Spanier im ganzen Spiel. Es tat nicht weh, schließlich hatte sich keiner sonderlich viel ausgerechnet, aber schade war es definitiv.

Bilbao ist die Hauptstadt des Baskenlandes und die Besonderheit der Mannschaft ist, dass nur Basken dort spielen. Die Farben des Baskenlandes sind rot-grün-weiß, genau wie unsere Vereinsfarben. Vielleicht mochten uns die Fans deshalb so gern. Viele wollten Schals und Trikots durch die Zäune tauschen, filmten, wie wir auch eine halbe Stunde nach Spielende immer noch sangen. Ob sich da eine Freundschaft anbahnt?

Und dann kamen einige unserer Jungs nochmal raus, liefen aus, machten mit uns die Welle. In dem Moment war ich einfach nur stolz. Für diesem Moment hatte sich der ganze Stress, das ganze drum herum gelohnt.

dsc06638Was tut man nicht alles…

Während ich fast selig in Erinnerungen schwelgend einschlief, war die Nacht viel zu früh zu Ende. Müde, kalt, hungrig. Um 6 Uhr klingelte der Wecker, da mein Bus zum Flughafen um 7 fahren sollte. Ich Trottel stand jedoch auf der falschen Seite an der Haltestelle und wunderte mich, warum mein Bus nicht kommt. Also bin ich schnell zum Busbahnhof gelaufen und hab den nächsten genommen, der 20 Minuten später fuhr. Dabei wollte ich mein Tagesticket nutzen, doch der Fahrer sprach kein Englisch, er schien nur unzufrieden. Ein Mann hinter mir erklärte mir dann, dass das Ticket wohl nicht gültig sei. Warum auch immer.

Diesmal ging zumindest beim Flug alles glatt, so dass ich noch ein wenig schlafen konnte. Mein Rückflug ging nach Berlin Tegel. Bisher war ich nur am Flughafen in Schönefeld gewesen. Optimistisch, dass die S-Bahn Haltestelle Tegel gleich auch hier um die Ecke sei, machte ich mich auf den Weg. Aber Google Maps meinte: Nö. 30 Minuten Fußweg. Ich musste erst mit dem Bus fahren, um zur S-Bahn Station zu kommen. Wer sollte das denn ahnen? Gegen 13 Uhr kam ich endlich am Bahnhof Charlottenburg an und konnte mir das erste Essen des Tages gönnen. Nicht mehr kalt, nicht mehr hungrig, nur noch müde.

Was ich soll ich sagen… Seien wir ehrlich, wer kein Kunst- oder Fußballfan ist, der muss Bilbao nicht gesehen haben. Es war stressig, nervig, ich hab kaum geschlafen und trotzdem war es toll. Dieses Spiel war einfach nur grandios und ich möchte es nicht missen.

Schmelle, Mats und Steve hatten irgendwie weniger Stress als ich

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Das Hostel

Ich hatte zwei Nächte im Bilbao Akelarre Hostel gebucht und wie man wahrscheinlich schon herauslesen konnte, war ich dort nicht wirklich glücklich. Da ich erst spät kam, war an der Rezeption keiner mehr, den ich nach einer zusätzlichen Decke hätte fragen können. Das mit der Steckdose, bzw dem Verteiler auf dem Boden war auch ziemlich nervig. Die Sauberkeit war okay, das Frühstück das Wort nicht wert. Die Hostelworld Bewertungen sind gut, vielleicht lag es auch an mir?

Lage: ⭐⭐⭐

Preis/Leistung: ⭐⭐

Sauberkeit: ⭐⭐⭐

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