Dänemark ist ein perfektes Land zum Campen, gefühlt gibt es mehr Campingplätze als Einwohner und wer die Schönheit der Natur und der kleinen Dinge zu schätzen weiß, der wird auch auf dem Festland glücklich ??
Nordeuropa reizt mich schon länger und für den Anfang sollte es eine Woche Camping in Dänemark sein. Mit auf Tour kam diesmal wieder die Cookie. Wer den zweiten Prag Bericht gelesen hat, sollte sie schon kennen 🙂 Leider musste sie die knappen 3000 Kilometer im Auto allein bewerkstelligen, wer hätte denn ahnen können, dass der Führerschein so lange dauert!?
Über die Route waren wir uns schnell einig. Einmal über das angrenzende Festland sollte es gehen. Von der Ostsee zur Fjordsee, ganz in den Norden und zum Schluss an die Nordsee. Cookies Eltern hatten als erfahrene Campigfamilie ein großes Zelt, was wir uns ausleihen konnten. Ihre Schwester war bereits etwas früher im Dänemark Urlaub und hatte uns etwa 150 Euro in dänischen Kronen mitgebracht. Wir waren vorbereitet. Wichtig: auf Dänischen Campingplätzen braucht man die Camping Card Europe, das ist eine kleine grüne Plastikkarte, die man z.B. beim ADAC bestellen kann. Für 12 € kann man damit ein Jahr campen. Eine Karte pro Zelt reicht.
Die Packlisten waren abgehakt. Wir waren startklar.
Tag 1: Der Weg ist das Ziel
Bereits am Vortag hatte Cookie sich auf die weite Reise von München nach Halle gemacht. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Vorräte füllenden Einkauf im Kaufland fuhren wir los. Laut Navi lagen etwa 5 Stunden Reise vor uns. Es wurden ein wenig mehr. Als wir kurz nach Flensburg die Grenze passierten, stieg die Aufregung. Gleich waren wir da.
Blick vom Campingsportplatz zur Ostsee
Hilsen frå Danmark
Wir hatten uns für eine Übernachtung auf dem Fjordlyst Campingplatz entschieden. (Mehr Infos zu den einzelnen Campingplätzen gibt es am Ende des zweiten Teils des Reiseberichtes.) Dort hatten wir zwei Wiesen zum Aufstellen des Zeltes zur Wahl. Wir entschieden uns für die ruhigere Wiese, etwas versteckt. Das Auto konnte direkt neben dem Zelt abgestellt werden. Nun ging es gleich an den Aufbau. Nachdem das Zelt stand und die große Luftmatratze aufgepumpt war, beschlossen wir den Camping Kocher zu testen. Selbst zwei Klappstühle und ein Tisch hatten die Reise mit angetreten. Kurz darauf begann das Wasser zu kochen und es war endlich Zeit kurz durchzuschnaufen. Nudeln mit Pesto gab es an diesem Abend. Doch plötzlich fiel Cookie auf, dass sie nur einmal Camping Besteck eingepackt hatte. Na ja, dann aß halt einer seine Nudeln mit der Gabel und der andere mit dem Löffel 😀 Man denkt an alles, aber das zweite Besteck fehlt, kurios… Frisch gestärkt wollten wir nun endlich das Wasser sehen. Auf dem Weg zum Strand fiel uns zum ersten Mal auf, dass die Dänen komische Kennzeichen haben. Manche sind wie bei uns weiß, andere gelb, einige sogar gelb und weiß. Doch egal, wie sehr wir uns mühten, wir fanden den Sinn nicht. (Auflösung später)
Die Ostsee in Aabenraa
Industrie bestimmte das Hafenbild. In die Stadt zog es uns an diesem Abend nicht mehr. Stattdessen machten wir es uns auf einer Bank an der Ostsee gemütlich und plauderten, bis uns der Wind doch ein wenig zu kalt wurde. Also schnell zurück zum Zelt, Zähne putzen und dann ab in den Schlafsack.
Gerade als wir zurück kamen, kam ein fetter BMW herangebraust und wurde ein Stück von uns weg abgestellt. Heraus kletterten vier Jugendliche, vielleicht gerade erst volljährig und schon Papas Auto geliehen. Dafür hatten sie für 4 Leute zwei 1-Person Zelte dabei. Aber auch nur die Zelte, die Stangen lagen noch Zuhause 😀 Es war amüsant zu sehen, wie sie versuchten, ob 3 Leute im Kofferraum und auf der Rückbank schlafen könnten. Aber vielleicht hatten wir zu viel gelacht. Denn das Karma sollte zurück schlagen.
Ich konnte in dieser Nacht ewig nicht einschlafen. Mir war sau kalt. Irgendwann stand ich auf und holte mir aus dem Auto einen Pulli und eine Decke. Wann ich dann endlich eingeschlafen bin, weiß ich nicht. Aber immer wieder bin ich aufgewacht. Die Nächte im Juni sind noch verdammt kalt. Das nächste Mal kommt auf jeden Fall noch eine Decke mit.
Tag 2: „Im Kreisverkehr die zweite Ausfahrt nehmen“
Nicht wirklich erholt ging es am nächsten Morgen nach dem Frühstück weiter. Wir hatten extra Brot und kleine Marmeladensorten mitgenommen. Zum Glück fuhr Cookie, ich wäre im Auto fast eingeschlafen. Nach etwa drei Stunden konnten wir die Autobahn verlassen. Doch das Navi machte mich wahnsinnig. „Im Kreisverkehr die zweite Ausfahrt nehmen“ – ich konnte es nicht mehr hören. Sobald man die Autobahn verlassen hatte, folgte gefühlt aller 200 Meter ein Kreisverkehr und wir mussten immer gerade aus… ?
Am Campingplatz angekommen, war die Rezeption geschlossen, also setzten wir uns auf eine Bank, warteten und genossen die Aussicht. Es war wirklich wunderschön dort. Kurz darauf kam eine ältere Dame auf uns zu und fragte uns, wie sie uns helfen könne und welche Sprache uns am liebsten wäre. Sie sprach fließend Deutsch und zeigte uns, wo wir unser Zelt aufbauen konnten. Direkt am Fjord war viel Platz, aber es war unglaublich windig an diesem Tag. Und in diesem Moment kam Karma winkend vorbei. Beim aufbauen merkten wir, dass etwas nicht stimmte. Eine der Stangen war durch den starken Wind gebrochen. Auch Tapen half nichts, zwei weitere Stangen waren angeknackst. Verdammt! Und nun? Egal was wir versuchten, so konnte das Zelt unmöglich auch nur eine Nacht stehen. Es war Sonntag, alle Läden geschlossen. Wir waren frustriert und gedanklich sah ich uns schon auf dem Heimweg. 🙁 Ich sprach kurz mit der Campingplatzleiterin, Zelte hatte sie auch keine, aber eine Hütte für 50 Euro/Nacht konnten wir haben und in der Nähe sollte ein Campingladen sein, wo wir am Montag nach neuen Zelten schauen könnten. Tief durchatmen, alles wird gut.
Der Steg auf dem Campingplatz
An der Fjordseeküste
Schnell war unser Zeug in der Hütte verstaut. Um den Kopf nach dem ganzen Chaos wieder frei zu bekommen, gingen wir wandern. Erst einmal links vom Steg entlang. Zwischendurch war nicht ganz klar, ob der „Steg wirklich
„legal“ war, denn es schienen private Grundstücke daran zu grenzen. ?Aber dann gab es zwischendrin Bänke und Picknicktische, also konnten wir nicht so falsch sein. Es gibt wohl eine Regelung, dass Wassergrundstücke frei zugänglich sein müssen, bzw man dort entlang laufen kann. In der Ferne sah man Aalborg. Wenn man noch weiter gelaufen wäre, wie lange man dann wohl gebraucht hätte? Es gab nur wenig Sandstrand, stattdessen viiieele Steine. Trotzdem hielten wir die Beine ins Wasser. Aufpassen musste man auch auf die Quallen und Krebse. Diese Quallen waren wirklich überall.
An einem kleinen Bächlein, dass in den Fjord floss, fand das Entenrennen statt. Schmelle lässt ausrichten, dass er gewonnen hat.
Erst als sich so langsam der Hunger meldete, machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Hütte. Aber zuerst noch ein paar Wanderimpressionen. Das Wetter war perfekt. Es waren immer so um die 20 Grad, aber durch den Wind merkte man das erst wirklich, als man sah, wie braun man geworden war. Ich könnte euch noch hunderte Bilder von dort zeigen. Dieser Ort lohnt sich wirklich!
Wir nutzen die Kochplatten in der Hütte, wenn sie einmal da waren… und mischten die Ravioli. Sonst bin ich kein großer Fan davon, aber diesmal hatten wir Lust drauf und sie passen zum Campen. Das gute Wetter nutzend verlagerte ich den Tisch in die Sonne, während Cookie den Kochlöffel schwang. Joa man konnte es essen.
Unsere Hütte für eine Nacht
Frisch gestärkt machten wir uns anschließend erneut auf den Weg den Fjord zu erkunden, diesmal ging es in die andere Richtung. Und direkt hinter dem Waschhäuschen sahen wir: SCHAUKELN. Für Schaukeln ist man nie zu alt!
Wir stapften vorbei an zahlreichen Segelbooten, durch Sträucher, vorbei an einem Feld und dann war er endlich da, der Strand. Das Meer hatte sich gerade etwas zurückgezogen, die Wattwürmer waren überall. Trotzdem wagten wir uns hinein. Der Boden war weich und schleimig.
Halt mal meine Schuhe, ich muss zum Meer.
Natürlich hatten wir vergessen ein Handtuch mitzunehmen, also ging es barfuß über Kieselsteine zurück. Aua! Langsam ging die Sonne unter und der lange Tag forderte seinen Tribut. Nach einer kurzen kalten Dusche fielen wir in die Betten, allerdings wieder in die Schlafsäcke gehüllt. Es war halb 11 durch und draußen immer noch so hell. Vielleicht schafften wir es einen anderen Tag bis zum Sonnenuntergang. Ist nix, wenn man alt wird, sag ich euch 😀
Tag 3: ein neues Zelt muss her
Die neue Woche begann mit dem Ziel ein neues Zelt zu beschaffen. Da der Campingladen erst in einer halben Stunde öffnen würde, fuhren wir in eine kleine Stadt und deckten uns im Supermarkt und beim Bäcker ein. Und immer wieder das selbe im Urlaub. Fast alle Länder verkaufen mittlerweile Brötchen, aber nur wir haben einen Namen dafür. Wir hätten gerne „das da“.
Anschließend folgte ein kurzer erfolgloser Besuch im Campingladen, einen Wohnwagen wollten wir nicht, Zelte hatten sie nicht. Aber Google meinte, dass es in Aalborg direkt einen Händler gibt. Also ab ins Auto und dahin. Als das Navi lautstark meinte „Sie haben das Ziel erreicht“, fragten wir uns kurz, ob es uns verarschen will. Da war nichts. Es stellte sich heraus, dass da wohl nur das Lager eines Internethandels war. Wir waren am verzweifeln und die letzte Rettung schien der Baumarkt zu sein. Bauhaus ist überall… Dieser befand sich in unmittelbarer Nähe des Aalborger Shoppingcenters. Tatsächlich zeigte man uns auf Nachfrage verschiedene Zelte. Günstig waren die nicht, aber es sollte ja auch etwas ordentliches sein. Cookie erinnerte sich, dass „Bilka“ wohl eine Art Supermarkt sei und auch Zelte haben könnte. Also versuchten wir dort unser Glück. Bilka war viel mehr, als ein Supermarkt. Wenn Real und Kaufland viel Auswahl haben, was ist das dann? Auf jeden Fall gab es dort tatsächlich Zelte und nach einigen Vergleichen entschieden wir uns für ein etwas kleineres, dafür weniger Wind anfälliges.
Jens Bangs Stenhus
Aalborg
Der Magen begann zu knurren. Also machten wir uns auf die Suche nach einem Parkplatz in der Innenstadt. Eine Straße war gesperrt, einmal übersahen wir das Einfahrverbot für PKW, die Straßenführung war etwas kompliziert. Als wir endlich einen freien Platz gefunden hatten, folgte die Hürde des Parkautomaten. Der zeigte immer etwas von wegen „time“ an, ja aber wie viel Geld, für wie viel Zeit? Ein junger Mann verriet uns dann, dass „time“ auf dänisch Stunde heißt. Wir fuhren weiter und fanden kurz darauf ein Parkhaus. Egal was es kostet, rein da. Noch schnell die Brötchen auf dem Autodach geschmiert und dann auf zum Wasser. Um kurz vor 12 saßen wir dann endlich! am Hafen und frühstückten. Die Möwen beäugten uns kritisch. Die wollten bestimmt auch etwas.
Frisch gestärkt machten wir uns auf, die Stadt zu entdecken. Wir liefen an alten Fachwerkhäusern, Backsteinbauten und vielen anderen tollen Häusern vorbei zum Dom. Die Bäume davor sind quadratisch geschnitten, warum wissen wir nicht, aber es sieht lustig aus.
Bereits während der Parkplatzsuche war uns ein Tor mit Pferden aufgefallen, wie auf einem Jahrmarkt. Durch einen Seiteneingang betreten wir einen Park mit Skaterbahn und Kreidegemälden auf dem Boden. Überall steht ein Stück Kunst. Auf der anderen Seite, finden wir auch das Tor mit den Pferden wieder. Es stellt sich heraus, dass der jetzige Stadtpark früher ein Freizeitpark namens „Tivoliland„ war. Leider wurde er 2010 aufgrund der zu geringen Besucherzahlen geschlossen und die Attraktionen wurden alle abgebaut. Irgendwie ist es schwer vorstellbar, dass dort einmal Achterbahnen standen. Immerhin hat man den Park nicht einfach verrotten lassen, sondern zu einem schönen Stadtpark umgebaut. Einzig das Tor und die Konzertbühne erinnern an andere Zeiten.
Uns zog es zurück zum Hafen. Dabei kamen wir in einer der zahlreichen Gassen vorbei und verliebten uns in die kleinen Häuschen. Cookie nimmt das blaue, ich das grüne Haus. Warum Hausnummer 13 fehlt, weiß wohl nur Harry Potter. Oder der Aberglaube der Dänen. Wir treffen uns dann auf den Bänken, ja? 😀
Zum Abschluss unserer Aalborg Tour gönnten wir uns ein Eis und setzten uns nochmals an den Hafen. Besonders lustig fand ich die kleinen Fußabdrücke auf dem Boden, die einem den Weg zum Mülleimer gewiesen haben. Cookie war fasziniert von den Pizzaschlitzen der Mülleimer. So etwas braucht Deutschland auch.
Hallo, wo ist der Strand?
Wieder zurück auf dem Campingplatz bauten wir an einem etwas windgeschützterem Ort das neue Zelt auf. Die Luftmatte passte hinein, aber es war definitiv ein wenig etwas enger. Cookie hatte an (fast) alles gedacht, selbst das Imprägnierspray war dabei.
Wie sich das im Urlaub gehört, verging die Zeit nicht. Es war erst 16 Uhr, also beschlossen wir noch ein Stück mit dem Auto die Gegend zu erkunden und landeten dabei am Egense Strand. Eigentlich wollten wir auf die andere Seite, aber die Fähre war gerade weg.
Hier wird die Ostsee zum Fjord, wir hüpfen und singen leise „An der Fjordseeküste“… ? Zwei Kitesurfer und eine Familie haben sich außer uns an den Strand verirrt. Fasziniert saßen wir auf den Steinen und beobachteten die Surfer.
Leider gab es auch hier Quallen en mass. Das macht so keinen Spaß 🙁 Viel Wind hieß viele Quallen. Die Dinger sind wirklich zu einer Plage geworden. Also machten wir uns auf den Rückweg. Diesmal gab es frisch vom Campingkocher: Reis mit Zucchini, Paprika und einer Uncle Bens Mischung. Omnomnom.
Irgendwie hatte ich es gerade so noch geschafft mein KUBB Spiel im Auto unter zu bringen und das war der perfekte Tag es endlich auszupacken. Das Spiel wird auch als Wikingerschach bezeichnet. Ziel ist es alle Bauern (hintere Steine) des anderen Spielers umzuwerfen. Erst dann darf der König fallen. Besonders lustig ist das Türmchen bauen, wir haben schon mal versucht 8 Steine zu stapeln. Genauere Regeln hab ich für interessierte Leute verlinkt.
Nach drei spannenden Runden machten wir uns auf den Weg zum Steg und warteten auf den Sonnenuntergang. Wir hatten wirklich Glück, er war wunderschön an diesem Abend. Ein vorbeikommendes Schiff versüßte mir die Fotos.
Als Cookie gegen halb 1 aus dem Zelt krabbelte, sah man immer noch einen rosa Streif am Horizont. Um 23 Uhr war es noch super hell und um 4 Uhr bin ich jede Nacht aufgewacht mit dem Gedanken gleich aufstehen zu müssen. Es war so hell! ☀☀☀Aber vielleicht hätten wir uns nicht beschweren sollen. Danach hat man die Sonne für einige Tage nicht mehr gesehen.
Mehr erfahrt ihr dann nächste Woche im zweiten Teil von „Oh wie schön ist Dänemark“ – oder so 😀
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